"Meine Forschung": Hans Sedlmayr und das Geheimnis des Erfolgs

14.07.2016

Maria Männig analysiert das kulturkritische Denken seit Ende des 19. Jahrhunderts, um den Erfolg des Werks "Verlust der Mitte" von Hans Sedlmayr über die Kunstgeschichte als Krankengeschichte zu erklären.

"Das soll Kunst sein?" – auf solche und ähnliche Weise raunt das Publikum nicht selten in Gegenwart von Werken der zeitgenössischen bildenden Kunst. Deren klassischer Kanon wurde in mehreren Etappen seit dem 19. Jahrhundert aufgebrochen. Seither provozieren die Avantgarden euphorische Bewunderung wie empörten Protest.

Mit der Veröffentlichung von "Verlust der Mitte", einer Krankengeschichte der modernen Kunst, bringt sich der Wiener Kunsthistoriker Hans Sedlmayr 1948 medienwirksam in diesen Streit ein. Mit 180.000 verkauften Exemplaren ist "Verlust der Mitte" ein Bestseller innerhalb der Fachliteratur.

Wie der Erfolg des Werks in einer Zeit der politischen und kulturellen Neukonsolidierung zu erklären ist, zeigt die Analyse des kulturkritischen Denkens seit Ende des 19. Jahrhunderts.

In ihrer Dissertation untersucht die Kunsthistorikerin Maria Männig an Hand von "Verlust der Mitte" die Wirkmacht kulturkritischen Denkens. Mittels der Diskursanalyse lässt sich das Paradigma der als krank empfundenen Kunst vom 19. Jahrhundert über die Agitation der völkischen Fundamentalisten bis hin in die Nachkriegsära sichtbar machen.

Maria Männig studierte Tapisserie an der Akademie der bildenden Künste Wien und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Seit 2012 ist sie Doktorandin am Institut für Kunstgeschichte und forscht zum Thema "Von der Krankheitsmetapher zur Nichtkunst. Die Kritik der Moderne in Hans Sedlmayrs Schriften von 1934 bis 1955 und ihre zeitgenössische Rezeption im deutschsprachigen Raum".