In ihrer Dissertation („Die enkomiastische Dichtung des Manuel Philes“) untersucht Krystina Kubina die Dichtung des wichtigsten byzantinischen Dichters des 14. Jahrhunderts, Manuel Philes. Er hat in Konstantinopel eine Vielzahl an Lobgedichten verfasst (über 500 Gedichte mit einer Gesamtzahl von etwa 17000 Versen), die sich auf Mitglieder der gesellschaftlichen Oberschicht beziehen. Analysiert habe ich einerseits die gestalterischen Mittel, die er zur Konstruktion des Lobes verwendet hat, und andererseits, welche soziale Bedeutung die Gedichte hatten. Im Herbst 2016 war die Forscherin drei Monate lang an der Universität Gent beim Forschungsprojekt Database of Byzantine Book Epigrams.
Ihr Dissertationsprojekt ist durch das uni:docs Förderungprogramm finanziert.
- Warum haben Sie sich für einen Auslandsaufenthalt in Gent entschlossen? Inwiefern war dieser für Ihre Forschung wichtig?
Das Projekt in Gent beschäftigt sich mit mittelalterlichen griechischen Buchepigrammen, das heißt mit Gedichten, die sich auf ein bestimmtes Buch, einen Text oder dessen Autor beziehen. Etwa jede zehnte byzantinische Handschrift enthält einen oder mehrere solcher Texte. Unter diesen Gedichten sind auch solche zu finden, die für mein Untersuchungscorpus relevant sind. Was das Projekt auszeichnet, ist, dass die Texte ausführlich in ihrem jeweiligen handschriftlichen Kontext untersucht werden, sodass das Buch als Objekt eine besondere Bedeutung gewinnt. Solche Untersuchungen sind in meinem Textcorpus kaum möglich, weil die Texte losgelöst von ihrem ursprünglichen Kontext überliefert sind. In Gent konnte ich ein tieferes Verständnis für diese Primärverwendung gewinnen.
- Was ist Ihnen von Ihrer Zeit in Gent besonders in Erinnerung geblieben? Was war besonders überraschend/aufregend?
In besonders positiver Erinnerung habe ich, wie herzlich und offen mich die KollegInnen aufgenommen haben – in fachlicher wie persönlicher Hinsicht. Sie haben mir jederzeit bereitwillig Einblick in ihre eigene Forschung gegeben, mir Zugang zu ihrem Forschungsmaterial gewährt und mich an ihrem kollegialen Alltag teilhaben lassen. Meine Anmerkungen und Fragen in den Projektsitzungen wurden immer mit Interesse aufgenommen – auch weil ich die Position eines ‚informierten Außenseiters‘ einnehmen konnte, d.h. einerseits Verständnis für die Sache mitbrachte, andererseits aber nicht im Arbeitsalltag des Projekts steckte. Auch hier möchte ich mich deshalb noch einmal bei Prof. Kristoffel Demoen und seinem Team bedanken! Natürlich habe ich auch die Wochenenden genutzt, um Flandern zu erkunden, und war begeistert von der Vielfalt dieser an sich so kleinen Kulturlandschaft.
- Haben Sie Tipps für andere DoktorandInnen für die Planung und Durchführung eines Auslandsaufenthaltes?
Ich kann einen Auslandsaufenthalt nur jedem Doktoranden und jeder Doktorandin wärmstens empfehlen. Es muss dabei auch, glaube ich, nicht unbedingt ein ganzes Jahr in den USA sein. Auch kürzere Aufenthalte an anderen Orten ermöglichen einem, intensiv neue Kontakte zu knüpfen und Einblick in die Arbeit internationaler KollegInnen zu gewinnen. In meinem Fall wurde durch einen meiner beiden Doktoratsbetreuer der Kontakt zu dem Genter Projekt hergestellt und mein Aufenthalt war sehr schnell und informell organisiert, da ich durch ein uni:docs-Stipendium eine Grundfinanzierung hatte. Den finanziellen Mehraufwand konnte ich dann durch ein Kurzfristiges Wissenschaftliches Auslandsstipendium der Universität Wien decken. Ich kann jeden und jede nur ermutigen, sich über Stipendiengeber hier und im Ausland zu informieren und es mit einer Bewerbung zu versuchen.