Karrierewege: Absolventin Iris Schöberl wagte den Schritt in die Selbständigkeit

28.02.2018

Im Juni 2017 schloss Iris Schöberl das Doktorat in Biologie erfolgreich ab. Seit 2005 ist sie selbständige Hundeverhaltensberaterin/Trainerin und seit 2011 Familienberaterin.

Iris Schöberl studierte Biologie/Zoologie an der Universität Wien. Danach absolvierte Sie ein Doktoratsstudium im Rahmen des Doktoratskollegs Cognition and Communication. Sie promovierte 2017 mit der Dissertation "Factors affecting stress coping in human-dog-dyads".

  • Sie haben sich bereits während Ihres Studiums selbständig gemacht und dann trotzdem noch ein Doktorat angeschlossen. Was war Ihre Motivation ein PhD-Studium zu absolvieren und wann haben Sie sich entschieden, nicht in der Wissenschaft zu bleiben?

Ich wollte immer schon ein Doktorat machen, denn die Verbindung von Theorie und Praxis finde ich besonders wichtig. Ursprünglich wollte ich in der Wissenschaft und Freilandforschung tätig sein. Mein Weg hat mich dann doch zu den Haushunden und diversen zusätzlichen Ausbildungen im Umgang mit Menschen geführt. Aus der Praktischen Arbeit mit Menschen und Tieren ergeben sich viele neue Fragen, die wir bis zu einem gewissen Grad mit der Wissenschaft beantworten können. Dieses neue Wissen dann wiederum an Praktiker und Privatpersonen weiter zu geben sehe ich als meine Aufgabe. Ich habe mich entschieden Wissenschaft und Praxis zu verbinden. Im Rahmen meines PhD Studiums war dies sehr gut möglich, da mein Doktorats-Betreuer den angewandten Aspekt ebenfalls sehr schätzt. Ich möchte auch zukünftig wissenschaftlich publizieren und aktiv sein und hoffe, dass sich diesbezüglich neue Möglichkeiten ergeben werden. Die Selbständigkeit wird jedoch immer ein fixer Bestandteil meiner beruflichen Laufbahn sein, denn was nützt das ganze Wissen, wenn ich es nicht in Form von Beratungen/Coachings und Seminaren an jene weiter geben kann, die es unmittelbar anwenden können.

  • Wie wichtig ist das Doktorat für Ihre berufliche Laufbahn?

In meinem Fall ist das Doktorat sehr förderlich gewesen. Einerseits habe ich sehr viel gelernt, was ich in vielen anderen Bereichen nutzen kann: strukturierte Herangehensweise und analytisches Denken; Projektmanagement, Eventmanagement und Zeitmanagement; Betreuung von StudentInnen; Kennen lernen meiner eigenen Grenzen und vor allem Achtung dieser; Formaler Umgang mit Behörden, Sponsoren, Universitätsangehörigen etc.; Bewertung wissenschaftlicher Publikationen; erlernen diverser Computerprogramme; Verbesserung meiner Englischkenntnisse in Schrift und Wort und am wichtigsten selbstsicheres und selbstbewusstes Auftreten. All dies sind Kompetenzen, die in jedem Bereich wichtig sind. Anderseits ist in meinem beruflichen Feld der Doktor nützlich um neue Türen zu öffnen und meine lehrende und beratende Tätigkeit zu fördern. Vor allem in Österreich spielen Titel immer noch eine wichtige Rolle. Jedoch alleine für einen Titel, so viel Aufwand auf sich zu nehmen, macht keinen Sinn. Es gehört schon viel Herzblut und Engagement dazu ein PhD Studium erfolgreich abzuschließen.

  • Wenn Sie auf Ihre Zeit als Doktorandin an der Universität Wien zurückblicken, was ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?

Vieles, vor allem die vielen Stunden der Testungen, die langen Tage an der Uni und die Organisation eines internationalen Kongresses in Wien. Besonders schön war der Austausch mit KollegInnen und die gemeinsamen retreats des Doktoratskollegs Cognition and Communication.

  • Was empfehlen Sie DoktorandInnen für ihre Karriereplanung?

Sich vorab gut zu überlegen, was sie mit dem Doktor anstreben, eine wissenschaftliche Karriere oder einen beruflichen Werdegang in der Wirtschaft, oder vielleicht sogar beides. Denn je nachdem, was das Ziel ist, zahlt es sich aus verschiedene Netzwerke aufzubauen und zusätzliche Kurse zu besuchen. Es ist sinnvoll viele wissenschaftliche Konferenzen zu besuchen, selber vorzutragen und andere KollegInnen proaktiv anzusprechen. Ich habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht und nicht selten ergeben sich aus solchen Gesprächen neue Möglichkeiten für Kooperationen und zukünftige Anstellungen. Alleine ist man in der Wissenschaft (und überall sonst) ziemlich verloren. Auch bzw. vor allem wenn man nicht, so wie ich, in einem Team integriert ist, wäre es wichtig Kontakte zu knüpfen, KollegInnen um Hilfe zu bitten und Fragen zu stellen. Zu Beginn meiner PhD-Arbeit habe ich quer durch die Welt KollegInnen kontaktiert, die in meinem Fachgebiet Erfahrung hatten, daraus sind sogar teils Freundschaften entstanden. Meine Erfahrung ist, dass sich die meisten sehr freuen, wenn man sie um Rat und Unterstützung fragt. Umgekehrt habe auch ich andere unterstützt, wo es mir möglich war. Neben der wissenschaftlichen Laufbahn empfehle ich sehr die Kurse der Personalabteilung der Uni Wien zu besuchen, um sich soft skills in diversen Bereichen anzueignen, denn nur ein guter Wissenschafter/Theoretiker zu sein, reicht heutzutage kaum noch aus. Respektvolle Kommunikation, Zeitmanagement, Psychohygiene, sich selber gut präsentieren etc. sind ebenso wichtig. Und das allerwichtigste, meiner Ansicht nach, ist es sich einen Plan B zu überlegen: Was, wenn Ich nach dem PhD keine Post Doc Stelle bekomme? Was würde mich neben der Wissenschaft noch interessieren? Ich war ständig in Weiterbildung, sowohl parallel zur Masterarbeit, als auch zum PhD Studium, somit habe ich die Möglichkeit unabhängig von einer Universität meinen Weg zu gehen. In vielen Bereichen (Mathematik, IT, Psychologie etc.) kann man leichter in die Wirtschaft wechseln, in machen, wie in meinem, ist das ohne zusätzliche Ausbildungen etwas schwieriger.


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(Copyright: Iris Schöberl, Universität Wien)